Diabetes mellitus Typ 1

Diabetes mellitus Typ 1 ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, bei der das körpereigene Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse – die sogenannten Beta-Zellen angreift und zerstört. Infolgedessen produziert die Bauchspeicheldrüse kaum oder überhaupt kein Insulin mehr. Dabei wird Insulin vom Organismus dringend für die Blutzuckerregulierung benötigt. Aus diesem Grund müssen betroffene Menschen dieses lebenswichtige Hormon täglich zuführen.
Erfahren Sie hier mehr über die Ursachen, die konkreten Anzeichen und die Therapie eines Diabetes mellitus Typ 1.
Das passiert bei einem Typ-1-Diabetes
Beim Typ-1-Diabetes handelt es sich um eine chronische Stoffwechselkrankheit. Es ist die seltenere Erscheinungsform der Zuckerkrankheit.
Die Zellen der Bauchspeicheldrüse stellen nicht mehr ausreichende Insulinmengen her bzw. produzieren gar kein Insulin mehr. Die betroffenen Patientinnen und Patienten müssen daher zeitlebens das Hormon selbst spritzen (Insulinsubstitution), um den Blutzuckerwert zu senken.
Meistens tritt Diabetes Typ 1 schon bei Kindern auf, was zur früheren Namensbezeichnung dieser Erkrankung geführt hatte, nämlich „juveniler Diabetes“ (juvenil = jugendlich). In vereinzelten Fällen es aber auch im Erwachsenenalter noch zu einem Typ-1-Diabetes kommen.
Bei der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus werden zwei Hauptformen unterschieden, nämlich Typ 1 und Typ 2. Bei einem Diabetes Typ 1 kann der Körper nicht mehr genügend blutzuckersenkendes Insulin herstellen, bei einem Typ-2-Diabetes kann der Körper das von der Bauchspeicheldrüse freigesetzte Hormon nicht mehr ausreichend nutzen.
Neben diesen beiden Hauptformen der Erkrankung gibt es noch weitere Sonderformen, die aber wesentlich seltener vorkommen.
Im Vergleich zu einer Diabeteserkrankung Typ 2 leiden weniger Menschen unter einem Diabetes Typ 1: Nur rund 5 bis 10 % aller Diabetiker hierzulande leben mit einem Typ-1-Diabetes. Die Erkrankung ist nicht heilbar.
Im ICD-10, dem internationalen Krankheitsverzeichnis, findet sich Diabetes Typ 1 unter den Nummern E10.0-E10.91.
Wann liegt überhaupt ein Diabetes vor?
Der Blutzucker wird in der Medizin im Allgemeinen in Milligramm pro Deziliter (mg/dl) gemessen. International verbreitet ist die Angabe mmol/l, das bedeutet Millimol pro Liter.
Im Rahmen einer Diabetes-Erkrankung gibt es zwei Werte, die von besonderer Wichtigkeit sind, zum einen der Nüchternblutzucker und zum anderen der HbA1c-Wert.
Der normale Nüchternblutzucker liegt 80 – 90 mg/dl (< 5,6 mmol/l). Auch nach dem Essen steigt der Wert des Blutzuckers im Allgemeinen nicht über 140 mg/dl (< 7,8 mmol/l) an.
Bei einem Nüchtern-Wert zwischen 100 und 125 mg/dl (5,6 - 6,9 mmol/l) sprechen Mediziner von einem Diabetes-Vorstadium (Prädiabetes).
Blutzuckerwerte, die im nüchternen Zustand über 126 mg/dl (> 7,0 mmol/l) liegen, weisen auf einen Diabetes hin. Das ist auch der Fall, wenn der Blutzucker ca. zwei Stunden nach dem Essen bzw. zu einem beliebigen Messzeitpunkt bei 200 mg/dl (> 11,1 mmol/l) oder mehr liegt.
Der HbA1c-Wert ist der Blutzucker-Langzeitwert, man könnte sagen das Blutzucker-Langzeitgedächtnis, denn dieser Wert gibt Aufschluss über den durchschnittlichen Blutzuckerwert der vergangenen zwei bis drei Monate.
Bei gesunden Menschen ohne einen Diabetes liegt der HbA1c-Wert bei ca. 4,5 bis 5,7 %.
Bei einer Diabetes-Vorstufe (gestörte Glukosetoleranz) liegt der HbA1c-Wert bei 5,7 bis 6,4 %.
Ab einem HbA1c-Wert von 6,5 % liegt eine Diabetes-Erkrankung vor.
Beim Typ 1-Diabetes ist laut der Deutschen Diabetes Gesellschaft ein Langzeitblutzuckerwert von maximal 7,5 Prozent empfohlen.
Der Langzeitzuckerwert spricht nicht ausschließlich auf hohe Zuckerkonzentrationen im Blutkreislauf an. Frühstadien eines Typ-1-Diabetes sind über diesen Wert also nicht feststellbar.
Auch der orale Glukosetoleranztest (oGTT) spielt bei dieser Form der Zuckerkrankheit keine zentrale Rolle und gehört im Fall eines Verdachts auf einen Typ-1-Diabetes nicht zu den eingesetzten Untersuchungsmethoden.
Früherkennung von Diabetes Typ 1 – Antikörpertest
Wenn Zweifel bestehen, ob es sich um einen Typ-1- oder einen Typ-2-Diabetes bzw. um Sonderformen der Zuckerkrankheit handelt, kann ein Antikörpertest durchgeführt werden.
Bei dieser Autoimmunkrankheit können im Blut sogenannte Insel-Autoantikörper nachgewiesen werden – und das noch lange vor dem Auftreten klarer Krankheitssymptome. Bei einem Typ-2-Diabetes liegen diese Antikörper nicht vor: Diabetes mellitus Typ-2 ist keine Autoimmunerkrankung!
Was ist eigentlich Insulin?
Hierbei handelt es sich um einen körpereigenen Botenstoff, ein Hormon, das für den Menschen lebensnotwendig ist. Hergestellt wird es von den Beta-Zellen der Langerhans-Inseln in der Bauchspeicheldrüse. Die Bauchspeicheldrüse setzt das Insulin bei Bedarf in den Blutkreislauf frei und sorgt somit dafür, dass der Zucker aus dem Blut in die Zellen gelangt und dort zur Energiebereitstellung genutzt wird.
Dieser körperinterne Prozess ist von sehr großer Bedeutung, denn ein zu hoher Blutzuckerspiegel verursacht auf lange Sicht gefährliche Spätfolgen. Doch auch ein zu niedriger Blutzuckerwert ist mit bestimmten Risiken verbunden.
Der Blutzuckerspiegel steigt bei jedem Menschen nach Mahlzeiten an. Gesunde Personen sind jedoch in der Lage, durch die körpereigene Insulinfreisetzung den Blutzuckerspiegel wieder zu regulieren. Da bei Typ-1-Diabetikern genau dieses wichtige Hormon jedoch fehlt bzw. nicht ausreichend produziert wird, kann genau diese Regulierung des Zuckerspiegels nicht erfolgen.
Diabetes Typ 1 & Diabetes Typ 2 – wo ist der Unterschied?
Bei einem Typ-1-Diabetes ist ein Insulinmangel gegeben, während bei einem Typ-2-Diabetes in der Anfangsphase die Verwertung des Insulins gestört ist.
Diabetes Typ 2 ist eine Krankheit, die sich schleichend entwickelt und von der die Betroffenen lange Zeit überhaupt nichts spüren. Die Erkrankung entsteht infolge einer sogenannten Insulinresistenz, das heißt, die Empfindlichkeit der Zellen auf das Hormon Insulin nimmt ab – und das, obwohl zumindest zu Beginn der Erkrankung noch ausreichend Insulin vorhanden ist. Die Folge: Zucker sammelt sich in den Blutgefäßen an und der Blutzuckerwert ist erhöht!
Erbliche Veranlagung und ein zu hohes Körpergewicht infolge einer ungesunden Ernährungsweise sowie eines anhaltenden Bewegungsmangels sind die Hauptursachen für eine Typ-2-Diabeteserkrankung.
Während Diabetes Typ 1 eher in der Kindheit entsteht, kommt es zu einem Diabetes Typ 2 erst im fortgeschrittenen Lebensalter. Aus diesem Grund wurde diese Erkrankung früher auch als „Altersdiabetes“ bezeichnet. Diabetes Typ 2 wird heutzutage bei immer jüngeren Patienten diagnostiziert, zum Teil sogar schon im Kindesalter! Das liegt vor allem daran, dass sich die Menschen heute viel zu ungesund ernähren und zu wenig bewegen.
Mehr als 7 Millionen Menschen leiden hierzulande bereits an einem Diabetes mellitus Typ 2 und Hunderttausende Menschen bekommen jährlich diese Diagnose. Somit ist diese Form der Zuckerkrankheit die weitaus häufiger vorkommende Diabetes-Form.
Diabetes Sonderformen
Zusätzlich zum Diabetes mellitus Typ 1 (Typ 1a) gibt es noch eine weitere Krankheitsform, nämlich den idiopathischen Typ-1-Diabetes, der Typ 1b. Hier haben die betroffenen Patienten einen chronischen Insulinmangel, es lassen sich aber keine Autoantikörper nachweisen. Welche Ursachen dieser Diabetesvariante zugrunde liegen, steht für Mediziner bislang noch nicht eindeutig fest. Diese Diabetes-Form gilt aber als sehr stark genetisch vererbbar und zeigt sich hauptsächlich bei Menschen mit afrikanischer oder asiatischer Herkunft.
Eine weitere Diabetes-Variante ist LADA - latent autoimmune diabetes in adults. Diese seltene Diabetes-Form ist sozusagen eine Mischform, denn sie wird als spät auftretender Diabetes Typ 1 betrachtet, weist aber auch gewisse Überschneidungspunkte mit einer Typ-2-Erkrankung auf.
Ebenso wie beim Typ-1-Diabetes löst auch hier eine noch nicht geklärte Ursache einen Autoimmunprozess aus, bei dem sich Antikörper bilden. Genau diese Antikörper zerstören die wichtigen Beta-Zellen der Langerhans’schen Inselzellen: Infolgedessen wird die Anzahl der insulinproduzierenden Zellen reduziert. Ohne diese Inselzellen kann der Blutzucker aber nicht mehr in ausreichendem Maß reguliert werden.
Neben diesen Parallelen zur Typ-1-Erkrankung kann es aber auch bei LADA-Patienten zu einer Insulinresistenz kommen, die typisch für einen Typ-2-Diabetes ist. Die Folge ist hier eine eingeschränkte Wirkung des Hormons Insulin.
Im Vergleich zu den anderen Diabetes-Formen schreitet LADA nur sehr langsam voran. Der Autoimmunprozess kann sich über eine Zeitspanne von ca. 20 bis sogar 30 Jahren erstrecken. Darüber hinaus läuft die Zerstörung der Beta-Inselzellen auch wesentlich milder ab.
LADA ist zudem eine Diabetes-Variante, die bei normalgewichtigen erwachsenen Menschen auftritt.
Diabetes Typ 1 und Schwangerschaft
Dank der heutigen Fortschritte der modernen Medizin können auch Typ-1-Diabetikerinnen heutzutage ein gesundes Baby gebären. Die Grundvoraussetzung hierfür ist jedoch, dass der Blutzuckerwert schon vor der Schwangerschaft gut eingestellt ist. Auch während der Schwangerschaftsmonate muss der Zucker im Normbereich gehalten werden.
Im Fall einer Schwangerschaft verändert sich die Stoffwechsellage im Organismus. Der Insulinbedarf der werdenden Mutter steigt stetig an. In den meisten Fällen benötigen die schwangeren Frauen im Rahmen der Insulintherapie bis zu fünf Insulinspritzen pro Tag bzw. die Nutzung einer Insulininfusionspumpe.
Die Blutzuckerwerte sollten vor den Hauptmahlzeiten sowie eine Stunde nach dem Essen selbstständig kontrolliert werden. Besteht die Gefahr deutlich erhöhter Blutzuckerwerte oder gar das Risiko eines diabetischen Komas durch den Insulinmangel, muss die werdende Mutter umgehend stationär in einer Klinik aufgenommen und behandelt werden.
Typ-1-Diabetikerinnen müssen während der Schwangerschaft ärztlich sehr engmaschig überwacht werden. Auch das Baby sollte nach der Entbindung intensiv von einer Kindermedizinerin bzw. einem Kindermediziner untersucht werden.
Nach der Geburt des Babys sinkt der Insulinbedarf der Frau wieder ab. Hier kann es dazu kommen, dass ein bis zwei Tage kein Insulin gespritzt werden muss bzw. darf. Frischgewordene Mütter sollten sich immer eng mit der behandelnden Diabetologin bzw. dem Diabetologen austauschen.
Symptome
Häufiges Wasserlassen und ein permanentes Durstempfinden – auch in der Nacht – gehören zu den ersten Anzeichen eines Typ-1-Diabetes. Der Zucker, den die Körperzellen nämlich nicht mehr aufnehmen können, wird letztlich über die Nieren wieder aus dem Körper ausgeschieden und bindet dabei reichlich Flüssigkeit. Typ-1-Diabetiker fühlen sich außerdem oftmals sehr schlapp und kraftlos, denn die aufgenommene Nahrungsenergie schafft es nicht, in die Muskel- und Gehirnzellen zu gelangen.
Durch zu hohe Blutzuckerwerte kommt es bei vielen Patienten zu Verengungen der kleinen und später auch der großen Blutgefäße. Damit verbunden sind Netzhauterkrankungen sowie Schädigungen der Nerven: Mediziner sprechen in diesem Zusammenhang von einer Polyneuropathie. Durch die erhöhten Blutzuckerwerte kommt es auch zu häufigen Infekten sowie einer verschlechterten Wundheilung vor allem an den unteren Extremitäten.
Weitere mögliche Symptome einer Typ-1-Diabetes-Erkrankung sind:
Bei Kindern: Wachstumsstörungen, Bettnässen und Gewichtsabnahme
Schwindelgefühle
Schwäche und Müdigkeit
Verschlechterung der Sehkraft, wechselnde Sehstärke
Juckreiz und trockene Hautstellen
Appetitlosigkeit im Wechsel mit Heißhungergefühlen
Muskuläre Krämpfe
Störungen der Potenz (Libidoverlust)
Schlechte Wundheilung
Bauchschmerzen und Übelkeit
Nierenschwäche
Harnwegsinfektionen
Störungen der monatlichen Regelblutung bei Frauen
Verminderte Fruchtbarkeit bei Frauen
Psychische Veränderungen wie zum Beispiel ein aggressives Verhalten.
Innerhalb weniger Wochen oder sogar Tage kann es bei einer Diabetes-Typ-1-Erkrankung zu weiteren Symptomen kommen. Die recht schnell fortschreitende Überzuckerung des Körpers kann den Stoffwechsel massiv zum Entgleisen bringen. Der Körper übersäuert und es entsteht eine sogenannte diabetische Ketoazidose. Diese äußert sich durch typische Anzeichen wie:
Erbrechen
Bauchschmerzen
Übelkeit
Übelriechender Urin oder Atem
Vertieftes, zwanghaftes Atmen
Bewusstseinstrübung und Bewusstseinsverlust (bis hin zum Koma).
Verlauf
Diabetes Typ 1 ist eine chronische Krankheit, sie besteht also ein Leben lang. Seit Jahren forschen Wissenschaftler intensiv an diversen Behandlungsansätzen, um eine Heilung für diese Autoimmunerkrankung zu ermöglichen, doch leider ist bislang noch nicht der erhoffte Durchbruch gelungen.
Dank der Fortschritte der heutigen modernen Medizin hat sich die Lebenserwartung von Typ-1-Diabetikern in den vergangenen Jahrzehnten deutlich erhöht. Dennoch haben die Betroffenen im Vergleich zu gesunden Menschen eine reduzierte Lebenserwartung.
Mögliche Komplikationen im Verlauf einer Diabetes-Erkrankung
Im Rahmen eines Typ-1-Diabetes kann es zu unterschiedlichen Komplikationen kommen:
Hypoglykämie (Unterzuckerung)
Eine Unterzuckerung ist die häufigste Komplikation im Rahmen eines Typ-1-Diabetes. Hierzu kommt es in erster Linie durch eine fehlerhafte Insulinberechnung. Die Hypoglykämie äußert sich durch Symptome wie Schwindel, Schwäche, Zittern (vor allem der Hände) sowie Übelkeit.
Ausgiebiges sportliches Training und der Verzicht auf regelmäßige Tagesmahlzeiten können ebenfalls den Zustand einer Unterzuckerung begünstigen.
Ketoazidosisches Koma
Das ist eine der am meisten gefürchteten Komplikationen und medizinisch betrachtet, ein absoluter Notfall! Ein Ketoazidose erfordert immer umgehend eine intensivmedizinische Therapie.
Durch den starken Mangel an Insulin steht den Zellen nicht mehr ausreichend Energie (Zucker) zur Verfügung.
Darauf reagiert der menschliche Körper, indem er verstärkt Fettsäuren aus dem körpereigenen Fettgewebe sowie Eiweiße aus der Muskulatur abbaut, um neue Energie daraus zu gewinnen.
Im Rahmen dieser Verstoffwechselung entstehen saure Abbauprodukte, sogenannte Ketonkörper, die für eine Azidose, eine Übersäuerung des Blutes sorgen.
Eine gewisse Menge an Säure kann der Körper durch interne Mechanismen abpuffern, so etwa über die Lunge in Form von Kohlenstoffdioxid abatmen. Bei den Betroffenen äußert sich das durch eine stark vertiefte Atmung („Kussmaul-Atmung“). Darüber hinaus riecht der Atem nach Aceton (Nagellackentferner) und Essig.Durch den starken Insulinmangel kann es bei einem Typ-1-Diabetes zu stark erhöhten Blutzuckerwerten kommen, sogar im hohen Hunderterbereich. Darauf reagiert der Organismus mit einer erhöhten Urinausscheidung: Überschüssiger Zucker (Glucose) wird zusammen mit viel Wasser über die Nieren aus dem Blut ausgeschieden und der Organismus trocknet zunehmend aus.
Der massive Flüssigkeitsverlust und die Übersäuerung des Blutes führen im Extremfall zu einem Verlust des Bewusstseins bei den Betroffenen.
Mögliche Folgekrankheiten
Um gefährlichen Folgekrankheiten vorzubeugen, muss eine Typ-1-Zuckererkrankung ausreichend ärztlich behandelt werden. Nur auf diese Weise können die Blutzuckerwerte im Normbereich gehalten werden. Ist der Blutzuckerspiegel über Jahre lang erhöht, kommt es im Körper zu diversen Gesundheitsschäden und Folgeerkrankungen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können.
Ganz egal, an welchen Körperorganen die Beschwerden auftreten, Ursache sind in den meisten Fällen Kapillarschäden, die durch den Zucker verursacht werden. Diese kleinsten Blutgefäße versorgen die Organe und auch das restliche Körpergewebe mit Blut. Werden die Kapillaren nun geschädigt, können sie nicht mehr genügend Nährstoffe und Sauerstoff transportieren.
Mögliche Folgeerkrankungen sind:
Diabetische Retinopathie (Schäden der Augennetzhaut)
Diabetische Nephropathie (Schädigung der Nieren)
Diabetische Neuropathie (Schädigung der Nerven)
Diabetisches Fußsyndrom.
Gefäßschäden am Auge können im schlimmsten Fall das Sehvermögen beeinträchtigen. Es kann sogar zur Erblindung der Betroffenen kommen. Der Diabetes Mellitus gehört zu den häufigsten Ursachen einer Erblindung. Schäden an den Nieren können nicht nur die Nierenfunktion beeinträchtigen, sondern im äußersten Fall sogar zu einem Nierenversagen führen. Durch die Nervenschäden können Missempfindungen entstehen wie zum Beispiel Kribbelgefühle, Brennen oder Schmerzbeschwerden.
Ursachen und Risikofaktoren
Bei den betroffenen Patienten werden die insulinproduzierenden Beta-Zellen durch körpereigene Antikörper zerstört. Sobald rund 80 % der Beta-Zellen zerstört sind, macht sich der Diabetes bemerkbar: Es kommt zu einem Insulinmangel und stark erhöhten Blutzuckerwerten.
Die genauen Ursachen für die Entstehung dieser Autoimmunerkrankung sind bislang noch unklar. Möglicherweise sind bestimmte Virusinfektionen (zum Beispiel Mumps, Masern, Röteln oder Erkrankungen durch Coxsackie-Viren) bzw. verschiedene Umwelteinflüsse an der Krankheitsentstehung beteiligt.
Mittlerweile weiß man auch von einigen Erbanlagen, die mit der Entstehung eines Typ-1-Diabetes im Zusammenhang stehen sollen. Längst nicht jeder Mensch, der einen Elternteil mit einem Typ-1-Diabetes hat, ist automatisch auch selbst gefährdet. Das Vererbungsrisiko liegt nur bei wenigen Prozent.
Therapie
Das Hauptziel der Therapie ist die Normalisierung des Blutzuckerspiegels und die Risikobegrenzung für gefährliche Folgekrankheiten.
Eine Therapie mit Diabetespräparaten, sogenannten oralen Antidiabetika, wie sie bei einem Diabetes Typ 2 eingesetzt werden, ist bei einer Typ-1-Erkrankung unwirksam. Der Grund hierfür ist, dass Diabetesmittel die Ausschüttung des Insulins im Körper steigern sollen, doch bei Typ-1-Patienten haben die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse diese Funktion verloren.
Menschen mit einem Typ-1-Diabetes führen die Diabetestherapie im Alltag in der Regel selbst durch. Bei Kindern übernehmen die Eltern diese Aufgabe zum überwiegenden Teil.
Neupatienten brauchen nach der Diabetes-Diagnose eine spezielle Schulung, um genau zu erlernen, mit ihrer Erkrankung im Alltag zurechtzukommen.
Die Therapie eines Diabetes mellitus Typ 1 besteht aus drei Hauptbausteinen:
Kontrolle des Blutzuckerwertes
Insulintherapie
Kohlenhydratberechnung im Essen.
Für jeden einzelnen Patienten werden je nach Stoffwechsellage sowie den individuellen Lebensumständen eigene Behandlungsziele festgelegt. Die Zielerreichung wird immer gemeinsam mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt überprüft. Regelmäßige Kontrollbesuche – im Allgemeinen alle drei bis sechs Monate – sind also von zentraler Bedeutung für einen positiven Krankheitsverlauf.
Insulintherapie bei Diabetes Typ 1
Dieses lebenswichtige Hormon steht im Fokus bei einer Typ-1-Erkrankung.
Ist das lebenswichtige Hormon Insulin nicht oder nur in ungenügender Menge vorhanden, müssen es die Betroffenen ein Leben lang von außen zuführen, denn Insulin sorgt für den Transport des Zuckers aus dem Blutkreislauf in die Körperzellen.
Unterschieden werden vor allem zwei Insulinformen:
Kurzwirksame Insuline
Diese senken den Blutzucker sehr schnell, wirken jedoch nur rund 4-8 Stunden. Solche Insuline werden häufig vor oder kurz nach dem Essen verwendet, um den Zucker im Blut rapide zu senken.Langwirksame Insuline
Diese sogenannten Basalinsuline haben eine längere Wirksamkeit, nämlich ca. einen Tag oder gar länger. Sie gelangen über diese Zeitspanne schrittweise in den Blutkreislauf und halten somit den Blutzuckerspiegel stabil.
Diese Insuline sind gut für die Nacht geeignet.
Zur Behandlung eines Diabetes mellitus Typ 1 wird am häufigsten Humaninsulin verwendet: Dieses ist künstlich hergestellt und genauso aufgebaut wie das körpereigene Hormon.
Daneben gibt es noch weitere Insulinanaloga, die dem körpereigenen Insulin zwar ähneln, sich aber ein wenig im Aufbau unterscheiden.
Konventionelle Insulintherapie
Bei dieser Form der Behandlung verabreichen sich die Patienten ungefähr zwei- bis dreimal pro Tag Insulin. Die Injektion mit dem Pen erfolgt dabei nach einem fest definierten Schema und in einer festgelegten Dosierung.
Diese Insulintherapie ist für Menschen geeignet, die einen regelmäßigen Tagesablauf haben. Die Behandlung ist leicht anwendbar und bietet zudem den Vorteil, dass nicht permanent neue Blutzuckermessungen durchgeführt werden müssen.
Die Basis dieser Insulintherapie sind langwirksame Insuline, die mindestens einen halben Tag lang wirksam sind. Die langwirksamen Insuline können allein oder auch in Verbindung mit kurzwirksamen Insulinen verwendet werden. Die meisten Patienten wenden eine solche Mischung an.
Die Tagesmahlzeiten und das körperliche Bewegungsmaß werden bei der konventionellen Insulintherapie an die Wirkung des Hormons angepasst.
Die Entscheidung für diese Form der Behandlung erfordert eine recht starre Alltagsführung.
Auch Folgeerkrankungen eines Diabetes mellitus können durch die konventionelle Insulintherapie nicht so effektiv vorgebeugt werden wie bei der intensivierten Insulintherapie.
Intensivierte Insulintherapie (ICT)
Hier wird die Insulinsubstitution kurzfristig und flexibel an den Blutzuckerspiegel, die Essensmenge und die körperliche Aktivität angepasst.
Das erfordert jedoch natürlich eine regelmäßige Blutzuckermessung. Bei dieser Form der Diabetestherapie kann das Insulin vom Patienten mehrmals täglich selbst mit einem Pen injiziert oder über eine sogenannten Insulinpumpe zugeführt werden.
Um den Insulingrundbedarf zu regulieren, wird ein- bis zweimal täglich ein langwirksames Insulin gespritzt (Basalinsulin). Zusätzlich wird vor jeder Mahlzeit ein kurzwirksames Insulin eingesetzt, um die Kohlenhydrate, die mit der Nahrung aufgenommen werden, besser verwerten zu können. In diesem Zusammenhang wird in der Medizin von „Bolus Insulin“ gesprochen: „Bolus“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt so viel wie „Schuss“.
Bei einer Insulinpumpen-Therapie kommen nur kurzwirksame Insuline zum Einsatz.
Durch die intensivierte Insulinbehandlung soll der Blutzucker möglichst im Normbereich eingestellt werden. Zum anderen soll den betroffenen Patienten ein flexibler Lebensstil ermöglicht werden. Durch die intensivierte Therapie muss nicht zu festgelegten Zeiten gegessen und auch nicht auf immer gleichbleibende Kohlenhydratmengen geachtet werden. Es wird so viel Insulin gespritzt, wie der Körper gerade benötigt.
Insulinpumpe
Die Insulinpumpe ist ein kleines, programmierbares Gerät, das im Allgemeinen batteriebetrieben wird. Gemäß seiner Programmierung gibt das Gerät in regelmäßigen Abständen Insulin ab. Ein dünner Katheter-Schlauch ist mit einer feinen Nadel verbunden, die subkutan, also im Unterhautfettgewebe am Bauch eingesetzt ist. Die Patienten müssen das Gerät also in einer kleinen Tasche zum Beispiel am Gürtel permanent mit sich führen.
Durch die Insulinpumpe kann der Insulingrundbedarf konstant gedeckt werden. Diese Art der Insulinsubstitution kommt vor allem bei jungen Typ-1-Diabetikern zum Einsatz.
Das können Sie selbst tun
Eine adäquate Lebensstilführung, das bedeutet eine gesunde, ausgewogene Ernährungsweise sowie ausreichend körperliche Bewegung sind bei Diabetes mellitus besonders wichtig. Mediziner weisen immer wieder darauf hin, wie wichtig es für Patientinnen und Patienten ist, auf ein gesundes Körpergewicht zu achten.
Auch Sport ist wichtig für Diabetespatienten: Experten empfehlen mindestens 150 Minuten wöchentlich, verteilt über drei Tag. Durch ausreichend Bewegung kann zum einen das Körpergewicht besser kontrolliert werden und zum anderen wird der Blutzucker verbessert.
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/gesundheitsgefahren/diabetes.html
https://www.diabetesde.org/ueber_diabetes/was_ist_diabetes_/was_ist_diabetes_typ_1
https://www.diabinfo.de/leben/typ-1-diabetes/grundlagen.html
https://flexikon.doccheck.com/de/Diabetes_mellitus_Typ_1
https://www.helmholtz-munich.de/idf/typ-1-diabetes/index.html
https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/typ-1-diabetes/was-ist-typ-1-diabetes.html
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